Am 21.6.2025 startet wieder ein Kurs zum Facrereading (15 h).
Unser Alltag ist voller Anker. Klingt komisch, ist es aber – für jemanden, der Hypnose kann und die Begriffe der Hypnosetechnik kennt – nicht.
Anker:
Ein Anker ist ein Reiz, der bewusst (oder unbewusst) ein erlerntes Verhalten oder eine spontane Reaktion hervorruft.
Wenn Du einen schönen Film gesehen hast, kannst Du Dir die schönen oder witzigen Szenen ganz leicht ins Gedächtnis rufen. Vielleicht denkst Du an Game of Thrones („You know nothing, Jon Snow…!“ – Ygritte) oder Kung Fu Panda („Yesterday is history, Tomorrow is a mystery, but Today is a gift. That is why it is called the present.” – Oogway) – ok oder Du denkst an einen deutschen schönen Film, vielleicht an Momo („Man darf nie an die ganze Straße denken. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut.“ – Straßenkehrer Beppo).
Diese Sätze, also vielleicht auch Stichwörter („present“ bei Oogway), fungieren hier als hypnotischer Anker.
Anker: Ein Anker ist ein Reiz, der bewusst (oder unbewusst) ein erlerntes Verhalten oder eine spontane Reaktion hervorruft.
Damit sind alle möglichen Reize gemeint. Der Geruch eines bestimmten Rasierwassers kann in Nullkommanichts ein Gefühl hervorrufen (positiv oder negativ), das Du mal hattest, als Du jemanden kanntest mit diesem Duft.
Das Quietschen von Autoreifen kann Dir eine brenzlige Situation im Straßenverkehr ins Gedächtnis rufen und / oder Dich von der Straße springen lassen.
Oder es gibt ein bestimmtes Essen, das Dich in Deine Kindheit zurückversetzt (zB. hat meine Mutter immer Vanillepudding gekocht, wenn ich Halsschmerzen hatte, und koche ich heute Vanillepudding, spüre ich dann automatisch ein Wohlgefühl und einen großen Trost).
Anker ziehen sozusagen aus der Vergangenheit etwas empor. Das Bild dazu ist, dass wir kleine Meilensteine im Leben haben, und wannimmer ein Meilenstein (mittels eines Ankers) im Jetzt in Erinnerung gerufen wird, können wir auch die Situation und unsere Reaktion von damals spontan erinnern.
Hier ein paar nützliche Anker:
Damit kann man ankern, dass man kreativ ist, dass man Zeit für sich hat (zB. weil man Tagebuch schreibt und sich an die vielen ruhigen Momente erinnert, zu denen man bereits Tagebuch geschrieben hat in seinem Leben), oder dass man etwas Wichtiges entscheidet (zB. weil man immer mit Füller unterschreibt, wenn ein Vertrag unterschrieben werden muss).
Damit kann man ankern, dass man in den Tag startet (bitte aufpassen, dass die Anker nicht mit negativen Emotionen belastet sind! Der Anker soll mit freudigen Emotionen besetzt sein!), dass man etwas gut gemacht hat (dann kann man sich dieses Gefühl schon „holen“, indem man sich vor Beginn bereits von jemandem küssen lässt) oder ähnliches.
Unglaublich, nicht wahr, aber körperliche Reize wie sich auf die Schenkel klatschen oder in die Hände klatschen sind sogar gesellschaftlich verankert und gehörten zu den üblichen Verhaltensweisen, wenn man sich motivieren möchte!
Ich rieche gern an Pfefferminzöl, um mich zu konzentrieren (das hat einen Belohnungseffekt, ist spielerisch und wirkt im Körper stimulierend). Für mich auch wunderbar der Entspannungsanker bei bestimmten Lavendeldüften. Und wenn ich muffigen Fußschweiß und feuchte Fliesen rieche, bin ich automatisch in dem Gefühl, das ich früher als Kind in Turnhallen in der Umkleidekabine hatte. Nützlich? Oh ja! Wenn ich jetzt zum Fitnessstudio gehe und meine Sporttasche öffne, ist es eigentlich nur kurz und nur wenig befremdlich, vor allem aber auch motivierend, wenn meine Sportschuhe mich irgendwie an damals erinnern… wie leicht fiel es mir früher zu rennen, zu springen, die Haare fliegen zu lassen und und und…!
Nach diesen erklärendenen Worten, was ein Anker ist, hast Du bestimmt schon einige persönliche Anker in Deinem Leben identifiziert. Nimm Dir mal etwas Zeit und notiere Dir einige Anker, also erinnere Dich an Erfahrungen, die mit einem Reiz in Verbindung gebracht wurden in Deinem Leben und die Dir wieder ins Gedächtnis kommen, wenn Du den Reiz erneut erfährst.
Für Dein Verständnis kann es dabei hilfreich sein, diesen Reiz einzuordnen in die Wahrnehmungskanäle (visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch oder gustatorisch). Oft gibt es mehrere Reize, die Dich an ein bestimmtes Gefühl erinnern oder in Dir ein Verhalten ermöglichen (zB. sich leistungsbereit zu fühlen, wenn es nach Umkleidekabine und Turnschuhen riecht).
Trenne unbedingt die guten und die schlechten Gefühle, wenn es auch negative Erinnerungen gibt, die durch diesen Reiz hochkommen! Negative Erinnerungen musst Du aus dem Fokus herausnehmen.
Stell Dir einfach vor, alles, was nicht so angenehm war damals, als der Anker entstanden ist, verblasst, wird leise und unklar.
In diesem Beispielsfall (Anker, der mir das Joggen erleichtert) genügt es, wenn ich mir einfach bewusst mache, dass ich den Fokus auf die Leichtigkeit und Beweglichkeit meiner Kindertage lege. Das andere puste ich innerlich weg, manchmal puste ich wirklich Luft weg, dann denke ich da einfach nicht mehr dran.
Wiederholen, wenn negative Gedanken / negative Gefühle erneut auftauchen. Auf Dauer werden die negativen Assoziationen gelöscht.
Du kannst natürlich, wenn ein Reiz einen negativen Gedanken, ein unschönes Gefühl oder ähnliches auslöst, das Negative ins Positive umkehren.
So natürlich ist das aber nicht, möchten manche da vielleicht protestieren. Doch, ist es! Das ist genau eine der Stärken von Hypnose (und von NLP): Du kannst mit Hypnose bewusst Deine Gefühle verstärken oder schwächen, und Du kannst auch negative Gefühle ins Positive wandeln. Wir machen das (also letzteres) öfter, als Du denkst!
Ein einleuchtendes Beispiel ist der Fetisch, in dem ein verletzendes Instrument (Stiefelspitze beispielsweise) als sexuell anregend interpretiert wird.
Ich persönlich habe massenhaft solcher Umdeutungen, die mir leider nicht alle bewusst sind. Sie sind hilfreich und notwendig, um anstrengende und belastende Situationen zu überstehen und um etwas durchzuhalten.
Viele Menschen sind heutzutage so weit, dass sie gar nicht mehr wissen, was sie umgedeutet haben, sei es der Chef mit der kreischenden Stimme, den man eigentlich für super kompetent hält, weil er immer Pepptalks gibt, sei es der Duft nach Fett und altem Fleisch an der Pommesbude vor dem Schwimmbad… was auch immer.
Also: Wenn ich an meine Erinnerungen bewusst zurückdenke, die mit dem Geruch nach Sportsachen und nassen Fliesen hochkommen, dann kommt da vielleicht auch irgendwo mit rein, dass mein Sportlehrer in der Grundschule eher sadistisch war und dass ich Angst vor ihm hatte. Diesen Fakt „schneide“ ich raus aus meinem Anker, denn ich möchte in Zukunft meine Sportschuhe nutzen, um mich zum Joggen zu motivieren. Die Erinnerungen an miese Sportlehrer und mein damaliges Gefühl von Angst und Unzulänglichkeit brauche ich dazu ganz und gar nicht.
Anker verändern sich mit der Zeit! Wenn Du Dich mehr und mehr auf das konzentrierst, das Dir Freude bereitet, fallen die anderen nicht so angenehmen Assoziationen immer mehr weg.
Jetzt aber kommt das Tolle an den Ankern: Du kannst sie durch wiederholtes Anwenden und bewusstes Wahrnehmen immer wirksam („scharf“) bleiben lassen.
Was ich damit meine, würde ich mal so erklären:
Ich kann mit dem Geruch meiner Sportschuhe einen State erreichen, in dem ich Lust habe, mich zu bewegen und Sport zu machen. Deshalb könnte ich auch, wenn ich zum ersten Mal einen Tangokurs besuche, als Motivationshilfe einen meiner Sportschuhe mit in die Tasche legen, damit ich lockerer werde…
Hierbei aber ist es lohnend, den Einsatz des Ankers bewusst zu beobachten und neue Eindrücke nicht Teil des geankerten Verhaltens (States) werden zu lassen, wenn ich mich nicht aktiv dafür entschieden habe! Am Anfang des Praktizierens von Ankern solltest du jedenfalls das geankerte Gefühl / Verhalten freihalten von neuen Eindrücken.
Wenn ich aber nicht bewusst meinen Anker verwende, verliert er ggf. seine Wirkung. Arbeite sauber und mache Dir bewusst, dass Dein Anker nur ein bestimmtes Gefühl oder einen bestimmten State erinnern soll.
Beim neuen Tangokurs gibt es viele Eindrücke, und wenn ich aber mich selbst „boosten“ möchte, dann muss ich meinen Sportschuh auch bewusst und aktiv wiederholt „verwenden“ (also: daran schnuppern oder mich ganz bewusst an meinen Anker erinnern). Sonst überlasse ich mich den anderen (neuen) Eindrücken und der Anker verliert seine Bedeutung, in diesem Zusammenhang ist er dann immer unwirksamer.
Anker zu wiederholen bedeutet, dass ich einfach mal zwischendurch meinen Anker auslöse.
Ich wiederhole meist meine Anker nur in meiner Vorstellungskraft. Also würde ich in den allermeisten Fällen keine Sportschuhe mitbringen zum Tangokurs, um das gewünschte Gefühl zu evozieren. Aber ich würde sie mir vorstellen und den spezifischen Duft dazu ebenfalls.
Und ich prüfe durch Wiederholen auch, ob ein Anker noch wirkt. Das heißt, es kann gut sein, dass ich in Berlin über den Alexanderplatz gehe und mir den Duft von Umkleidekabinen und vielleicht auch von meinen Sportschuhen ins Gedächtnis rufe.
Wenn ich dann darauf reagiere, ist das schonmal gut. Dann habe ich nicht nur einen funktionierenden Anker, sondern ich habe ihn auch gerade geübt. Aber Üben ist das Eine, da gibt es noch etwas viel Besseres – auch, wenn Üben und Verstärkung beide ungefähr gleich wirksam sind.
Die Verstärkung der positiven Wirkungen eines Reizes (oder Ankers) ist alltäglich für einen Hypnotiseur (oder NLPler). Du kannst es natürlich auch bewerkstelligen ohne einen Fachmann:
Gehe bewusst in das positive Gefühl, das Dein Anker auslöst in Dir.
Fühle. Höre. Spüre, ob Du etwas schmecken kannst. Und welche Farben, welche Tageshelligkeit herrscht. Nimm dir Zeit.
Tipp: Stell dir einen Wecker mit einem sanften Alarmton und versenke Dich mindestens 1 Minute in diesen Zustand, an den der Anker Dich erinnert.
Und dann nimmst du diese einzelnen Bestandteile Deiner Sinneswahrnehmung und stellst Dir vor, Du könntest es noch schöner machen.
Bei der NLP-Ausbildung (zB. bei Chris Mulzer – NLP Anker für Anfänger – Gute Gefühle „aus der Dose“: Emotionen hervorrufen) ist das Fühlen und Erinnern von positiven Zuständen (oder Erinnerungen) wesentlich. Dabei muss kein Paradies entstehen, sondern meist entstehen irrationale Konstrukte und Fantasien.
Ein Beispiel:
Ich bin zum Beispiel jetzt mal der Meinung, es gibt bei mir zu viele Tage, an denen ich mir die Meinung meiner Mitmenschen zu sehr zu Herzen nehme. Also setze ich mir einen auditiven Anker, der mich daran erinnert, dass ich heute nichts an mich heranlassen will (unkontrolliert), was mich irritiert und negative Gefühle produziert. Der Anker lautet: „Haha!“ oder „Hahahaha“, und ich sage mir das im Kopf nach jedem Satz, den mein Gegenüber sagt.
Meine Nachbarin macht den Mund auf und ich habe für ihre Anregungen weder Zeit noch Interesse (wir kennen uns ja zu genüge, ich kann mich nicht erinnern, je etwas Nettes gehört zu haben von ihr), also blende ich ihre Stimme auf sehr leise und denke gleichmal an meine „Haha“s. Das verschafft mir das Standing, zügig das Haus zu verlassen und höflich zu bleiben. Der U-Bahnhof mit den Menschen – ich habe keine Lust, meine Gedanken in die Richtung laufen zu lassen, die sie manchmal nehmen, wenn ich Penner sehe oder Dreck und traurige Gesichter. Also denke ich jedesmal: „Haha“, wenn ich an jemandem vorbeigehe. Und so weiter. Verstärkung ist auch möglich, indem ich dann zusätzlich noch so tue, als wäre es wirklich witzig. Ich ziehe die Mundwinkel hier und da mal hoch. Das ist dann recht viel Beschäftigung für mich. Du kannst es mal ausprobieren! Der Alltag wird durch solche kleinen Spielereien zum Erlebnis! Und viele lächeln ja auch noch zurück. Da muss ich gar nicht länger „Hahahaha“ denken… jetzt ist es ja nett und lustig!
Im Familienstellen bewegen wir uns „im Feld“.
Lange schon ist mir klar, dass (körperliche) Bewegung einen wesentlich größeren therapeutischen Effekt hat, als wenn ich nur dasitze und rede (auch wenn ich im Sitzen natürlich auch fühlen und „arbeiten“ kann).
In der Traumatherapie ist lange schon bekannt, dass Vibrationen (auch Schütteln) hilft, Massage, Wärme…
Ein gutes Beispiel ist auch Reittherapie: Dort wird der Körper bewegt und der Fokus liegt auf dem Spüren von Nähe mittels des Körpers.
Auch andere Formate und Therapien setzen auf den Körper: Bei der NLP-Ausbildung, aber auch bei der Therapie „Walking in my Shoes“ und vielleicht auch manchmal beim Improtheater können wir unsere Welt und unser Lebensgefühl (vorübergehend) verlassen und eintauchen in die Welt und das Lebensfühl eines anderen Menschen. Wie ist es, wenn man läuft wie der Mensch in der Fußgängerzone, der gerade vor mir ist? Die Schultern nach vorne ziehen, kleinere Schritte, Fußspitzen mehr nach innen… aha! Das ist zwar kein hellsichtiges Einfühlen in einen anderen Menschen, aber ganz sicher genügt bereits dieser winzige Ausschnitt aus der Realität des Menschen vor mir, dass ich verstehe, dass ich völlig anders ticke!
Ganz klar übrigens: Laufe ich aufrecht und mit erhobenem Kopf, bin ich wacher und aufmerksamer (im Außen), laufe ich eher wie ein Schlumpf herum, bin ich gar nicht so sehr im Außen und eher in meinem Inneren (und dort oft in meiner Gefühls- und Gedankenwelt mit nicht-aktuellen Themen unterwegs). Das ist allerdings nur mein Eindruck, vielleicht ist es bei Dir anders!
Nicht nur die Körpertherapien und andere moderne Formate in der psychologischen und seelischen Arbeit, sondern auch schon die Hexen, Mystiker, Druiden, Schamanen und Alchemisten hatten den Körper als Instrument der Seele erkannt. Alle uralten Therapien gingen in die Richtung, uns Erfahrungen körperlicher Art zu ermöglichen.
Wenn wir im Leben krank geworden waren, so bedeutete das für wohl die meisten früheren Heiler, dass unser Körper etwas gespeichert hat, das ihm nicht guttut. Ob das stimmt, möchte ich gar nicht diskutieren (wobei ich denke, dass da viel Wahres dran ist!), aber hier doch darauf aufmerksam machen, dass Erkenntnis ohne eine Handlung nichts galt früher. Wer also nicht im Leben die Einsichten verwirklichte, die er bei einer Heilbehandlung oder einer Unterrichtsstunde bei seinem Meister gehabt hatte, hatte überhaupt nichts gelernt!
Problem der modernen Psychoanalyse und -therapie ist, ist, dass sie selten oder nie miteinbezieht, dass wirkliches Wachstum und echte Heilung etwas mit dem Körper zu tun hat. Gesprächstherapie alleine, auch wenn sie angereichert mit Traumreisen, Einsichten und Verhaltensänderungen stattfindet, hat Grenzen: Einsichten, selbst wenn sie mit Gefühlen untermauert sind, sind nur Kopfeinsichten und bleiben oberflächlich. Es fehlt – sogar bei Verhaltenstherapie – die feste Verknüpfung von Einsicht und Körper.
Wir Heilpraktiker sind mit der ganzheitlichen Sichtweise da wesentlich näher an der Einbeziehung des Körpers und des gesamten Systems. Der Zugang zu echter Heilung kann nicht nur intellektuell stattfinden.
Die Alchemisten beschrieben mit ihren „Rezepten“ die Transmutationen, die „Substanzen“ im psychophysischen Körper bewirkten. Jung war schon nahe dran, denn er sah im Alchemisten jemanden, der den hermetischen Kessel als eine Allegorie (und in hypnotischer Hinsicht: wie einen Anker) verwendete: Der Alchemist, der die Hitze unterm Kessel entfacht und bestimmte Substanzen in den Kessel einbringt und zusammenbraut, versteht diesen Veränderungsprozess im Kessel als Allegorie für die eigenen Veränderungsprozesse in seinem Leben.
Mit innerlichem Wachstum ist ein psychisches oder geistiges / seelisches Wachsen im Körper gemeint. Ich kann mich hier kaum bremsen, denn alle herkömmlichen Heiler haben Bilder, Ideen und Erfahrungsschätze, die berührend sind, inspirierend und natürlich auch oft sehr herausfordernd! Alchemie ist hier nur ein Beispiel für eine uralte Kunst der Heilung und der Begleitung (und Förderung) von persönlichem (inneren) Wachstum.
Je mehr wir selber Erfahrungen sammelt auf unserem persönlichen Weg, desto verwirrender wird zunächst einmal die Welt: Altes interessiert und funktioniert nicht mehr (das kann das Hobby sein, das langsam öde wirkt, aber auch viel Wichtigeres wie der Beruf kann schal und langweilig werden, der Freundeskreis kann nicht mehr passen, das „Funktionieren“ in einer bestimmten sozialen Rolle kann ins Schwanken geraten… denn Werte, Ambitionen und Vorstellungen haben sich in uns verändert), Neues ist wirklich originär und für uns nie dagewesen, also das Neue ist unbekannt.
Wir sind individuell und wenn wir unsere Probleme lösen, sind wir Schöpfer. Denn in der Welt (bei anderen Menschen) gibt es die Lösung für uns gar nicht. Es gibt gar keine perfekte Idee, sondern wir erarbeiten uns die für uns passende Idee erst. Wir müssen sie selbst erarbeiten, und das geht nur durch Handeln.
Die Zeit nach einem Wachstumsschritt ist für die allermeisten Menschen so herausfordernd, dass es sogar schon Menschen gegeben hat, die hier steckengeblieben sind, weil der Prozess sie (scheinbar) traumatisierte. Es ist möglich, dass es uns erstmal schlecht geht, wenn wir uns – im Rahmen unsere persönlichen Wachstums – verändern. Aber es kann uns nicht schlechter gehen als vorher! Je weiter man sich von seiner Komfortzone wegbewegt, desto mehr stellt man fest: Wenn man zurückschaut, war es dort auch nicht wirklich schön. Womöglich brauchen auch einige Prozesse länger, andere kürzer.
Tipp:
Wer über die Wirkungen von Erkenntnis nachdenkt und sich etwas inspirieren lassen mag, dem sei als ganz harmloser Abklatsch dieses innerlich unglaublich bewegenden Prozesses des inneren Wachstums der Film „Auf den ersten Blick“ empfohlen (Originaltitel: At First Sight; Film mit Val Kilmer aus dem Jahr 1999).
In dem Film geht es um die Fragestellung, ob man wirklich sein gewohntes Leben zurücklassen kann oder will, wenn man die Chance zu persönlichem Wachstum hat (hier im Film kann der Held operiert werden und seine Blindheit eintauschen gegen das Sehenkönnen, doch weil er von klein auf blind war, hatte sein Gehirn erst die Bedeutungen von Formen und Bewegungen zu verstehen – das Ganze war dazu noch in komplizierte soziale Prozesse eingebunden und überforderte den Helden).
Die Alchemisten hatten dazu umfangreich „Kochrezepte“ formuliert. Wer – wie ich – diese Ansichten irgendwie toll findet, kann sich geradezu ewig in dem Studium der Alchemie verlieren. Symboliken und Allegorien eröffnen in unserem Inneren viele Verständnisebenen und Ideen.
Und berühmte Menschen wie Goethe oder auch Jung haben Alchemie beschrieben, waren als Vordenker und „Initiaten“ mit oder ohne echte Meister mutige Pioniere – aus meiner Sicht. Vermutlich ist es jedoch eher umgekehrt: Wir modernen Menschen erinnern uns lediglich an das Wissen vergangener Tage. Es ist gut möglich, dass unsere Vorfahren in grauer Vorzeit (zB in der Steinzeit) mehr wussten über psychologische Prozesse und geistiges Wachstum als Goethe und Jung zusammen.
Die Alchemie ist nicht nur die Kunst, Seele und psychische Prozesse oder Zustände mit Symboliken und Allegorien zu beschreiben, sondern auch die Kunst, Wachstum und Entwicklung zu fördern.
Bezogen auf das Ankern gilt, dass ein Alchemist den hermetischen Kessel verschlossen halten wollte.
Wie bitte? Der hermetische Kessel… hat etwas mit Ankern zu tun?
Ja, denn gemeint ist unser Wachstumsprozess im „Kessel“, wenn es um die Prozesse des hermetischen Kessels geht. Diese inneren Prozesse durften keine „Luft“ bekommen, es durfte auch keine „Luft“ entweichen, bis durch Lösungsprozesse und Vereinigungsprozesse (Schattenarbeit und Integrieren von neuen Erkenntnissen) ein besserer Mensch (also: ein innerlich reiferer, gewachsener Mensch) entstanden war.
„Luft“ als Allegorie auf die Welt der Gedanken meinte damals dann, dass man sich nicht von schlechten Gedanken unterkriegen lassen sollte oder gute Mindsets aufrechterhalten sollte. Und das vermögen Anker: Sie ermöglichen es uns, unseren (ggf. inneren) Weg zu gehen!
Wer einmal Dingen auf den Grund gehen möchte (und somit Probleme oder kranke Zustände lösen möchte), der kann dies zwar nicht mit der Ankertechnik tun (wobei… es da auch spezielle Möglichkeiten gäbe, die man dann aber leicht entdeckt und lernt, wenn man das Ankern geübt hat). Wohl aber kann ich nach einer solchen Schattenarbeit danach wieder in meinen Alltag zurückkehren und diesen bewältigen! Und umgekehrt kann ich das Integrieren meines Wachstumsschritts erleichtern, wenn ich die Ankertechnik beherrsche und anwende.
Der Held in dem Film „Auf den ersten Blick“ probiert dies übrigens auch: Wenn eine Situation im Visuellen überbordende Eindrücke präsentiert, beschränkt er sich wieder auf die Wahrnehmung mit geschlossenen Augen. Das ist Ankern: Als Blinder war er unglaublich beliebt gewesen und hatte sich kompetent gefühlt. Dieses Mindset konnte der Held durch Augenschließen wieder erinnern.
Ja. Kann man so sehen. Allerdings wenden wir Hypnotiseure ein, dass kein Mensch eine Maschine ist – wir verarschen uns non-stop selbst. Denn objektive Wahrnehmungen sind uns nicht möglich. Jeder Mensch ist individuell und kann nicht in genau derselben Art und Weise wahrnehmen wie ein anderer Mensch.
Darüber nachzudenken, ist uferlos. Es beinhaltet einerseits, dass die Wissenschaft mit ihren Messinstrumenten nur eine Sphäre der Messbarkeit von Wahrnehmbaren schafft und damit auch den Anspruch der Wiederholbarkeit einer Wahrnehmung (also: eines Versuchs) erheben kann. Ob das wirklich stimmt, ist allerdings danke Quantenphysik etwas fraglich.
Dann aber entsteht die Frage, ob die Wissenschaft nicht auch nur eine sogenannte Illusion ist mit ihrer Rationalität. Dann aber stehen wir, dadurch dass wir subjektiv sind – und zumindest in unserem persönlichem Erleben sind wir subjektiv – mutterseelenallein in der Welt. Nichts, wirklich gar nichts teilen wir wirklich miteinander.
Jeder von uns sieht die Welt nur mit seinen Augen! Erfährt unterschiedliche Dinge, verarbeitet sie unterschiedlich und hat völlig unterschiedliche Mindsets, Trigger und Anker! Also: Warum nicht die Ankertechnik verstehen, wenn wir sowieso schon Anker („von Haus aus“) besitzen? Verstehen ist intelligent und rational. Damit verarschen wir uns schonmal nicht.
Und dann: Warum die Ankertechnik nicht überprüfen durch Ausprobieren? „Ausprobieren“ ist das bewusste Anwenden der Technik. Und hat nichts mit Verarschung zu tun. Durch das Setzen von Ankern und das Auslösen von Ankern erreichen wir Zustände (States), die uns sonst immer wieder „zugeschüttet“ würden durch äußere Eindrücke, die uns ablenken und manchmal auch psychisch immobilisieren (oder durch innere Gedankenfülle).
Die Anker schaffen Freiräume. Das sind nicht nur Freiräume, in denen wir unser inneres seelisches Wachstum vollbringen können, sondern auch Freiräume, die uns stärken, beruhigen, entlasten und erfreuen.
Wenn Anker also die Knöpfe sind, mit denen wir unsere höchstpersönlichen Skills, uns in positive Zustände zu bringen (oder zu belassen) hochschrauben können, ist es doch eher die Pflicht als nur das Recht, diese Mittel zu kennen und auch zu verwenden. Nicht wahr?